Mittwoch, 12. Mai 2010

unheim oder der hallux


früher waren bahnhöfe orte für drogen, sex und homos. zumindest in meiner erinnerung.
auf den zugeschissenen bahnhofstoiletten standen die gesammelten werke von allen
perversen der umgebung. im bahnhofsbufet roch es nach miesem tabak und schlechten witzen. die gebrochenen menschenhasser sassen in dunkeln vorhöfen der hölle und spähten fies wie otto dix figuren aus dem zwielicht.
das pack, das an ihnen vorbeizog waren typen so wie ich. ich weiss es noch genau. ich schaute oft verholen rein. es war als ob mich dieser schmutz, magisch anzog. so etwas wie ekel oder neugier und wie gesagt die klos das bier troff aus den hähnen.
ich hätte gerne einmal an die wand gepisst. mit ihnen an die wand gepisst. mit einer hand das glied und mit der anderen die hose. ich hätte es gerne einmal so wie sie getan aber ich war keiner von ihnen.
trotzdem folgte ich sehnsüchtig dem gestank ihrer gescheiterten geschichten. und die weiber, das durchgevögelte seufzen ihres unterleibs, darüber das gequälte grinsen. alles selbstmitleid.
die thresenfrau trug braune strümpfe, eine schürze. ihre krummen füsse steckten in weissen gummi-pantoffeln mit absätzen, wahlweise schwarz, ihr hallux war über die jahre auf die grösse eines hühnereis herangeschwollen. ihre brüste hatte sie in einem tigershirt untergebracht. und was einmal ihr stolz war, hatte sich ins gegenteil verkehrt. wie oft ging ich nur wegen ihren titten rein, den titten und dem lippenstift.
ich liebte es. ich brauchte dieses andere. heute ist es anders, heute steh ich nicht mehr an den bahnhöfen. ich schaue nicht mehr irgendwelchen thresenschlampen hinterher und auch den braunen rauchfang brauche ich nicht mehr. vielleicht liegts daran, dass man nicht mehr rauchen darf. vielleicht auch daran, auch wenns schwer fällt, dass es keine unterschiede mehr zwischen den anderen und mir gibt. alles seiten, viele inseln. vielleicht
weil die not ein ende hat und auch die bahnhöfe längst keine bahnhöfe mehr sind. zu sauber alles, zu gedeckelt von selecta. und doch, neulich war ich mal wieder dort. ich sah in der erinnerung die alten zeiten, roch die pisse, und den rost der schienen, schweres zugmaschinenfett. wozu es hätte gut sein sollen weiss ich nicht und schliesslich war es schon nach mitternacht. ein schnellzug explodierte aus dem nichts sonst war es menschenleer. auch das hätte es früher nicht gegeben.

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